Interview mit Cécile Kessler – dem Gesicht des Café Santé Biel/Seeland

Cécile Kessler steht seit sieben Jahren für das Café Santé – ein erfolgreiches Angebot zur Gesundheitsförderung im Alter der Pro Senectute Kanton Bern. Es fördert Bewegung und Begegnung und wird auch von vielen sogenannt schwer erreichbaren älteren Menschen genutzt.

Ein Interview mit Cécile Kessler (CéK), geführt von Claudia Kessler (CK)


CK: Cécile, Dein Gesicht steht wie kein anderes für das Café Santé in Biel/Seeland. Wir kommen gleich auf dieses bewährte Angebot der Gesundheitsförderung im Alter zu sprechen. Zuerst aber noch eine Frage zu Deiner Person: magst Du den Leserinnen und Lesern einen Einblick geben, was Dich auf Deinem langen Berufsweg in dieses Café geführt hat? Was motiviert Dich zu Deinem unermüdlichen Einsatz?

CéK: Ich habe lange Jahre als Pflegefachfrau in der Spitzenmedizin gearbeitet. Bei meiner Arbeit in der Gesundheitsversorgung stellte sich mir immer öfter die Frage: was können wir machen, um ältere Menschen gesund zu erhalten? Wie können wir sie erreichen, bevor sie krank werden? Irgendwann war ich reif für einen «Seitenwechsel». Das Startkapital holte ich mir über eine Weiterbildung, den MAS Gesundheitsförderung und Prävention. Zwar sind Gesundheitsförderung und Prävention wichtige Bestandteile einer ganzheitlichen Versorgung. Sie kommen aber im Spital oft zu kurz. Deshalb war es für mich ein Glücksfall, dass ich das Programm Zwäg ins Alter (ZIA) kennengelernt habe. Dort arbeite ich nun seit gut sieben Jahren. Mich begeistert die Nähe zu den Leuten und der Praxis, immer abgestützt auf eine breite Wissens- und Erfahrungsbasis. Die beziehungsgeleitete Arbeit macht mir viel Spass. Dabei habe ich auch gelernt, kleine Schritte als Erfolg zu werten. Denn in der Arbeit mit älteren Menschen zahlt sich Ausdauer aus. Meist braucht es keine teuren Hilfsmittel oder ausgeklügelte Technik.

CK: Mit diesem Elan hast Du in Biel und dem Seeland schon viel erreicht. Seit etwa sieben Jahren verantwortest Du dort u.a. das Angebot «Café Santé». Wie würdest Du jemandem, der/die noch nie davon gehört hat, ganz kurz erklären, worum es bei diesem Angebot geht?

CéK:  Das Café Santé richtet sich an ältere Menschen, die noch zuhause wohnen. Jeder Durchgang besteht aus sechs Nachmittagen mit einem «gluschtigen» Angebot. Die Themen der einzelnen Module werden auch auf die Wünsche der Teilnehmenden abgestimmt. Ein wichtiges Element, welches bei keinem der Anlässe fehlen darf, ist der Bewegungsteil. Über das Angebot wird aber auch die Begegnung und Vernetzung gefördert. Wichtig ist uns, über das Café Santé eine Einstiegshilfe zu anderen Angeboten zu schaffen. Deshalb veranstalten wir das Café Santé auch in enger Partnerschaft mit anderen Akteuren der jeweiligen Lokalität. Wir knüpfen an bestehende Kooperationen an und finden weitere Partner über einen initialen Kontext-Check. Wir steigen nur dort ein, wo wir starke, engagierte Partner finden. Das Angebot ist sehr beliebt – sowohl bei der Zielgruppe als auch bei den Fachleuten. Pro Nachmittag erreichen wir in Biel regelmässig zwischen 15 und 40 Teilnehmende – eine ideale Gruppengrösse liegt bei etwa 20 Teilnehmenden. Dies zeigt sich auch in der Stadt Bern, in welcher das Café Santé ebenfalls erfolgreich umgesetzt wird. Fachleute aus unserem Netzwerk sind gerne bereit, thematische Inputs zu leisten und ihre Angebote vorzustellen. ZiA nimmt dabei eine übergeordnete Koordinationsaufgabe wahr.

Über ein stark beziehungsgeleitetes Vorgehen gelingt es uns, auch schwer erreichbare Menschen einzubinden. Ich hätte viele schöne «Müsterli» zu erzählen, wie Menschen, die unter ihrer Einsamkeit litten, über das Café Santé zu neuen Freundschaften fanden. Zwei davon werden im Film aufgezeigt (siehe Linksammlung unten).

Natürlich ist es nicht einfach, ein Angebot, welches über sieben Jahre gewachsen ist, ganz kurz zusammen zu fassen. Gerne möchte ich deshalb auf die verschiedenen Dokumente mit zusätzlichen Informationen hinweisen (siehe Liste unten).

CK: Ich kann gut nachvollziehen, dass es eine Herausforderung darstellt, Eure Erfahrungen auf ein paar Zeilen zusammen zu fassen. Zumal ja das Café Santé bisher sechsmal in verschiedenen Settings in Biel (im Quartiertreff, im Heim, in einem kirchlichen Kreis, bei der Pro Senectute, etc.) und an verschiedenen anderen Standorten im Kanton Bern – städtische und ländliche – umgesetzt wurde. Zum Schluss noch zwei letzte Fragen: wo siehst Du den Mehrwert des Café Santé? Und würdest Du anderen Kantonen empfehlen, diesen Ansatz zu übernehmen?

CéK: Unbedingt würde ich anderen empfehlen, mit diesem Ansatz zu arbeiten! Denn wir konnten mit dem Café Santé in vielfacher Hinsicht einen Nutzen und sicher auch Wirkung erzielen. Ich möchte hier nur einige ausgewählte Punkte hervorheben:

  • Über das kostenlose, niederschwellige und attraktive Angebot konnten wir viele sogenannt schwer erreichbare ältere Menschen für Angebote der Pro Senectute und der anderen Anbieter gewinnen.
  • Die Teilnehmenden gehen zufrieden heim, es bildeten sich Freundschaften und viele Aktivitäten, welche wir angestossen haben, laufen nun ohne unsere Unterstützung weiter.
  • Im Zusammenspiel mit den anderen Anbietern, Akteuren und Fachleuten konnten wir mehrfach Win-Win Situationen und Rückenwind für bestehende Angebote schaffen. So gelang es uns auch, ohne das allzu explizit an die grosse Glocke zu hängen, viele Fachleute für die Themen Einsamkeit, Bewegung und generell die Gesundheitsförderung im Alter zu sensibilisieren.

Gelernt haben wir, dass eine gewisse Grösse von Vorteil ist: sowohl bei der Gemeinde (Anonymität), als auch der Gruppe (wenn nicht immer alle Teilnehmer kommen). Auf alle Fälle: wir machen weiter!

CK: Cécile – ich danke Dir ganz herzlich für diesen spannenden Einblick! Falls nun eine Leserin oder Leser «gluschtig» geworden ist, dann finden sich weitere Informationen in den Dokumenten und Instrumenten, die ZiA den Interessierten zur Verfügung stellt (siehe unten). Und wenn darüber hinaus noch Fragen bestehen, dann darf man sich an Cécile Kessler wenden (Kontaktangaben finden sich am Schluss des Beitrags).

Weiterführende Informationen:

Kontakt:

Cécile Kessler, Gesundheitsförderung Zwäg ins Alter
Telefon 032 328 31 82, cécile.kessler@be.prosenectute.ch
Pro Senectute Biel/Bienne Seeland; www.be.prosenectute.ch


Bildquelle: ZIA, Pro Senectute Kanton Bern