Mit wem kann und soll man über Wünsche im Hinblick aufs Lebensende sprechen? Die «Gesundheitliche Vorausplanung» (Advance Care Planning) sollte frühzeitig beginnen. Akteure der Gesundheitsförderung können wertvolle Unterstützung leisten. Denn diese Gespräche entlasten Betroffene und deren Angehörige, fördern die psychische Gesundheit und helfen, unerwünschte medizinische Behandlungen zu vermeiden.
Die «Bevölkerungsbefragung Palliative Care 2017» des Bundes zeigt, dass rund zwei Drittel der befragten Personen sich schon einmal Gedanken dazu gemacht haben, welche Art der Behandlung und Betreuung sie am Lebensende in Anspruch nehmen möchten. Sie wollen auf das Lebensende vorbereitet sein. Zwar kennen viele das Instrument der Patientenverfügung, aber nur wenige haben eine solche ausgefüllt und noch weniger haben über die eigenen Wünsche mit ihren Ärzten gesprochen. Damit jedoch dann, wenn jemand nicht mehr für sich selbst sprechen kann, nach den Wünschen dieser Person gehandelt werden kann, müssen diese reflektiert, festgehalten und vor allem kommuniziert werden – sowohl den Angehörigen als auch den medizinischen Fachleuten.
Gespräche über diese heiklen Themen sind heute in der Schweiz noch ein gesellschaftliches Tabu. Fokusgruppendiskussionen mit Menschen mit fortgeschrittenen Erkrankungen und deren Angehörigen zeigen jedoch, wie hoch das Bedürfnis wäre, darüber reden zu können. Die Bevölkerungsbefragung zeigt zudem: Besonders hoher Handlungsbedarf besteht bei Männern, Personen mit tieferem Bildungsstand, Menschen mit Migrationshintergrund – und in den französischen und italienischen Sprachgebieten der Schweiz.
Bei der sogenannten «Gesundheitlichen Vorausplanung für den Zeitpunkt der eigenen Urteilsunfähigkeit» (Englisch «Advance Care Planning») geht es primär um die Förderung von Gesprächen. Instrumente wie die Patientenverfügung, ein Vorsorgeauftrag oder medizinische Notfallpläne können den Prozess dokumentieren. Wünsche verändern sich jedoch laufend. Deshalb ist die Gesundheitliche Vorausplanung ein lebendiger und kontinuierlicher Gesprächsprozess, der lange bevor jemand ernsthaft erkrankt beginnen und periodisch weitergeführt werden sollte.
Die drei Zielgruppen der gesundheitlichen Vorausplanung sind:
- gesunde Personen jeden Alters,
- vulnerable Personen und/oder Personen mit einer chronisch fortschreitenden, potentiell lebenslimitierenden Erkrankung und
- schwerkranke Personen und Personen am Lebensende.
Betroffene und Angehörige gewinnen durch die Vorausplanung an Lebensqualität – gerade dann, wenn es schwierig wird – und fühlen sich oft psychisch entlastet sowie weniger einsam.
Empowerment und erhöhte Autonomie sowie weniger unerwünschte, oft kostspielige Behandlungen am Lebensende sind weitere positive Auswirkungen – auf die einzelnen Menschen aber auch die Gesellschaft. Deshalb betreffen diese Anliegen nicht nur die Akteure der Gesundheitsversorgung, sondern uns alle, die Gesellschaft und – besonders für die erste Zielgruppe – auch die Akteure der Gesundheitsförderung.
Der angestrebte Paradigmenwechsel muss mit vereinten Kräften erarbeitet werden. Um diese Bemühungen zu unterstützen, haben das Bundesamt für Gesundheit und die Dachorganisation palliative ch dieses Jahr ein Nationales Rahmenkonzept für die Schweiz zum Thema «Gesundheitliche Vorausplanung mit Schwerpunkt Advance Care Planning» herausgegeben.