Luzern, 29. Januar 2015. Die Nationale Gesundheitsförderungs-Konferenz in Luzern widmete sich dem Thema «Ein Leben lang unsere Gesundheit fördern». Lebensläufe zu analysieren, ist grundsätzlich nichts Neues. Neu dagegen ist, dass solche Analysen nun auch im Gesundheitsbereich an Bedeutung gewinnen. Dabei geht es darum, die Wirkungszusammenhänge aufzuzeigen zwischen unserer Gesundheit und dem physischen sowie sozioökonomischen Umfeld, in das wir hineingeboren werden und in dem wir anschliessend aufwachsen und leben. Expertinnen und Experten aus verschiedenen Fachgebieten referierten an der Konferenz über die neuesten Forschungsergebnisse.
Der Lebenslauf-Ansatz setzt an der Schnittstelle zwischen öffentlicher Gesundheit, Psychologie, Soziologie, Demografie und Biologie sowie Geschichte und Wirtschaft an. Er hat zum Ziel, die Zusammenhänge und Wechselwirkungen aufzuzeigen und verständlich zu machen, die zwischen dem Menschen und seinem Umfeld während seines gesamten Lebens bestehen. Im Vergleich zur angelsächsischen Welt ist der Lebenslauf-Ansatz in der Schweiz zwar eher neu, trotzdem werden gegenwärtig verschiedene Langzeitprojekte und Studien durchgeführt.
Lebenslauf-Ansatz gewinnt an Bedeutung
Der multidisziplinäre Ansatz kann Fragen beantworten, die für die Gesundheitsförderung und die Prävention von grösster Bedeutung sind: Wie wirken sich die Übergangsperioden im Alterungsprozess sowie kritische Ereignisse auf die Gesundheit aus? Welche Beziehungen bestehen zwischen unserem physischen und sozialen Umfeld einerseits und unserer gesundheitlichen Entwicklung andererseits? Welche Mechanismen führen in den einzelnen Lebensabschnitten zu Anfälligkeiten? Angesichts der Alterung der Bevölkerung, des Anstiegs der nicht übertragbaren Krankheiten und der ständig steigenden Gesundheitskosten gewinnen solche disziplinübergreifenden Überlegungen an Wichtigkeit.
Zur Beantwortung dieser Fragen referierten an der Nationalen Gesundheitsförderungs-Konferenz verschiedene Fachleute aus dem In- und Ausland. Amanda Sacker, Direktorin des International Centre for Lifecourse Studies in Society and Health in London, stellte in ihrem Vortrag die Frage, inwieweit Lebensverlaufsperspektiven helfen, die Entwicklung der öffentlichen Gesundheit zu beeinflussen. In den insgesamt elf Workshops hatten die Konferenz-Teilnehmenden die Möglichkeit, die Folgen und Herausforderungen anhand konkreter Projekte mit ausgewiesenen Fachleuten zu veranschaulichen.
Einfluss auf Präventionsmassnahmen
Thomas Mattig, Direktor Gesundheitsförderung Schweiz, betonte im Abschlussreferat die Bedeutung der Life-Course-Perspektiven für die Programme von Gesundheitsförderung Schweiz. «Diese für die Schweiz neuartige Betrachtungsweise gibt uns wertvolle Erkenntnisse. Die Ergebnisse der laufenden Studien werden Einfluss auf die Überlegungen und Strategien der Massnahmen im Bereich der Gesundheitsförderung und der Prävention haben.»
Dass es immer wieder neue Impulse benötigt, unterstrich auch der Luzerner Regierungsrat Guido Graf in seiner Grussbotschaft an die Konferenzteilnehmer. Zwar blicke der Kanton Luzern auf eine 25jährige Erfolgsgeschichte in der Gesundheitsförderung zurück. Aufgrund der gesellschaftlichen Veränderungen, aber auch aufgrund der finanziellen Herausforderungen sind gemäss Graf innovative Konzepte gefragt, die den Mehrwert der Präventionsarbeit unterstreichen.
Auszeichnung für besondere Angebote im Bereich der Gesundheitskompetenz
Im Rahmen der Nationalen Gesundheitsförderungs-Konferenz in Luzern wurde auch der Preis der Allianz Gesundheitskompetenz verliehen. Dieser Förderpreis wird alle zwei Jahre vergeben. Er ist mit CHF 19‘000 dotiert und zeichnet innovative Projekte im Bereich der Gesundheitskompetenz aus. Darunter versteht man die Fähigkeit, im Alltag Entscheidungen zu treffen, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken. Für die Prämierung ist eine unabhängige Jury zuständig.
Der erste Preis in Höhe von CHF 13‘000 geht an das Projekt «roundabout» – das nationale Streetdance-Netzwerk vom Blauen Kreuz. «roundabout» organisiert für Mädchen und junge Frauen in der ganzen Schweiz Streetdance-Tanzgruppen. Die regelmässige sportliche Aktivität und sozialen Kontakte stärken das Körperbewusstsein, die soziale Integration und das Selbstwertgefühl der Teilnehmerinnen, was sich wiederum positiv auf das Gesundheitsverhalten auswirkt.
Den zweiten Preis erhält «Le programme ambulatoire plurisdisciplinaire d'Education Thérapeuthique du patient cérébrovasculaire» des Waadtländer Universitätsspitals (CHUV). Das Programm bietet Workshops für Schlaganfall-Patienten und ihre Angehörigen an. Dabei geht es um Wissensvermehrung, Akzeptanz und Umgang mit der Krankheit, um auch nach einer solchen Erkrankung einen gesunden Lebensstil führen zu können.
Zu guter Letzt wird «Femmes – Tische verbessert Gesundheitschancen» mit dem dritten Preis ausgezeichnet. Dieses Projekt stärkt die Gesundheitskompetenzen von Menschen mit einem Migrationshintergrund aus wenig privilegierten Schichten und verbessert die gesundheitliche Chancengleichheit. Das Projekt unterstützt Frauen und ältere Menschen darin, eine grössere Autonomie in eigenen Gesundheitsbelangen zu erreichen.
«Die Vielfalt der eingereichten Projekte widerspiegelt, wie relevant das Thema Gesundheitskompetenz sowohl für die kurative Medizin als auch für die Prävention und Gesundheitsförderung ist», sagt Catherine Favre Kruit von Gesundheitsförderung Schweiz. Dies wird auch aus der Strategie Gesundheit 2020 des Bundesrates deutlich.
Weitere Informationen zu «Allianz Gesundheitskompetenz» und den nominierten Projekten:
www.allianz-gesundheitskompetenz.ch
Weitere Informationen zu Gesundheitsförderung Schweiz:
Unterlagen zur Tagung und Bilder sind hier abrufbar:
www.gesundheitsfoerderung.ch/konferenz
Für weitere Auskünfte oder Fragen steht Ihnen die Medienstelle von Gesundheitsförderung Schweiz per E-Mail medien(at)gesundheitsfoerderung.ch oder unter der Telefonnummer +41 31 350 04 04 zur Verfügung.
Gesundheitsförderung Schweiz
Gesundheitsförderung Schweiz ist eine Stiftung, die von Kantonen und Versicherern getragen wird. Mit gesetzlichem Auftrag initiiert, koordiniert und evaluiert sie Massnahmen zur Förderung der Gesundheit (Krankenversicherungsgesetz, Art. 19). Die Stiftung unterliegt der Kontrolle des Bundes. Oberstes Entscheidungsorgan ist der Stiftungsrat. Die Geschäftsstelle besteht aus Büros in Bern und Lausanne. Jede Person in der Schweiz leistet einen monatlichen Beitrag von 20 Rappen zugunsten von Gesundheitsförderung Schweiz, der von den Krankenversicherern eingezogen wird.
www.gesundheitsfoerderung.ch
«Allianz Gesundheitskompetenz»
Die «Allianz Gesundheitskompetenz» wurde 2010 von Public Health Schweiz, Gesundheitsförderung Schweiz, der Careum Stiftung, der Verbindung der Schweizer Ärztinnen und Ärzte FMH und MSD Merck Sharp & Dohme gegründet. Sie vernetzt als Plattform Akteure aus Gesundheitswesen, Wissenschaft, Bildung, Politik, Wirtschaft und Medien, um die Gesundheitskompetenz in der Schweiz zu fördern.