Job-Stress-Index 2014-2016: Mehr Belastungen als Ressourcen am Arbeitsplatz – Produktivitätsverluste bei Unternehmen

Bern, 26. Januar 2018. Die Analyse des Job-Stress-Index von Gesundheitsförderung Schweiz über die Jahre 2014 – 2016 zeigt, dass Stressbelastungen mit Produktivitätsverlusten im Unternehmen einhergehen. Ökonomisch betrachtet, fallen Produktivitätsverluste durch Präsentismus stärker ins Gewicht als Fehlzeiten von Mitarbeitenden. Zwar weisen die Kennzahlen des Index eine grosse Stabilität auf, es zeigt sich jedoch eine Zunahme beim Anteil Personen, die deutlich mehr Belastungen als Ressourcen am Arbeitsplatz aufweisen.

Gesundheitsförderung Schweiz ermittelt seit 2014 jährlich in Zusammenarbeit mit der Abteilung für Arbeits-und Organisationspsychologie der Universität Bern und der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaft verschiedene Kennzahlen zu den Auswirkungen von arbeitsbedingtem Stress auf Gesundheit und Produktivität von Erwerbstätigen. Nach der dritten Durchführung wurde im Jahr 2017 erstmals über drei Jahre das Ausmass und die Entwicklung von Belastungen und Ressourcen am Arbeitsplatz beurteilt. Mit der Ableitung der damit zusammenhängenden motivationalen, gesundheitlichen und ökonomischen Konsequenzen wurde es möglich, Vorhersagen für künftige Entwicklungen zu machen.

Die wichtigsten Resultate der Längs- und Querschnittsanalyse im Überblick:

  1. Im Durchschnitt zeigen die Kennzahlen grosse Stabilität auf, wobei der Anteil der Personen, die deutlich mehr Belastungen als Ressourcen am Arbeitsplatz aufweisen, leicht zugenommen hat.
  2. Je stärker die Stressbelastung von Erwerbstätigen ist, desto mehr zeigen sich in den Folgejahren gesundheitliche Beeinträchtigungen, sinkende Zufriedenheit sowie steigende gesundheitsbedingte Produktivitätsverluste* durch Absentismus* und Präsentismus*.
  3. Es bestehen Hinweise auf Kausalität zwischen Stressbelastungen, dem zukünftigen Befinden der Mitarbeitenden und den zu erwartenden Produktivitätsverlusten.
  4. Die durch Stress verursachten Produktivitätsverluste entstehen mehrheitlich durch Präsentismus und weniger durch Absentismus.
  5. Ein verbesserter Job-Stress-Index, d.h. verbesserte Ressourcen-Belastungsverhältnisse, lassen positive Entwicklungen bzgl. Motivation, Gesundheit und Produktivität erwarten.

Gesundheit und Motivation lassen sich vorhersagen

Die durchschnittliche Belastung durch Stress am Arbeitsplatz und die Erschöpfung der Erwerbstätigen sind über den dreijährigen Untersuchungszeitraum relativ stabil geblieben. «Die Querschnittsdaten zeigen, dass die Zahl der Personen, die deutlich mehr Belastungen als Ressourcen am Arbeitsplatz aufweisen, sowie der Anteil Erschöpfter, leicht zugenommen haben» ergänzt Prof. Dr. Thomas Mattig, Direktor Gesundheitsförderung Schweiz, dieses Ergebnis.

Je stärker die Stress-Belastung der Erwerbstätigen zu Beginn des Untersuchungszeitraumes war, desto stärker zeigten sich in den beiden Folgejahren gesundheitliche Beeinträchtigungen und Erschöpfung, sinkende Arbeitszufriedenheit und steigende Kündigungsabsicht. Dieses Ergebnis liefert Hinweise auf einen kausalen Zusammenhang zwischen dem Ressourcen-Belastungsverhältnis und dem Befinden der Mitarbeitenden. Ein ungünstiges Verhältnis wirkt sich auf Dauer nachteilig aus.

Die Auswertung des Job-Stress-Index über mehrere Jahre zeigt, dass der Index eine zuverlässige Kennzahl für die Risiko-Bewertung der Arbeitsbedingungen ist. Zusammengefasst kann man sagen: Je höher der Job-Stress-Index, desto ungünstiger sind die Werte für Erschöpfung, Irritation, allgemeinen Gesundheitszustand, Arbeitszufriedenheit und Kündigungsabsicht – und desto höher sind die gesundheitsbedingten Produktivitätsverluste bei Unternehmen.

Gesundheitsbedingte Kosten reduzieren

Eine ähnliche Stabilität im Dreijahresvergleich zeigen die geschätzten gesundheitsbedingten Kosten der Unternehmen, die zwischen 5 und 5.8 Mia. CHF schwanken. Rund zwei Drittel der aus dem geschätzten Produktivitätsverlust berechneten Kosten entstehen durch Präsentismus und rund ein Drittel durch Absentismus.

«Unternehmen, die wirkungsvolle Massnahmen zur Stärkung der Ressourcen ihrer Mitarbeitenden und zur Reduzierung von Arbeitsplatz-Belastungen ergreifen, können positive Entwicklungen in Bezug auf Gesundheit, Einstellung ihrer Mitarbeitenden und ihre Produktivität erwarten», hält Prof. Dr. Thomas Mattig fest.

Betriebliches Gesundheitsmanagement lohnt sich

Die Ergebnisse der Analyse zeigen, dass sich ein günstiges Verhältnis zwischen Belastungen und Ressourcen über die Zeit hinweg positiv auf die Gesundheit und Motivation von Mitarbeitenden auswirkt und langfristig Produktivitätsverluste vermieden werden können. Mit dem «Wirkungsmodell Betriebliches Gesundheitsmanagement» und weiteren Instrumenten unterstützt Gesundheitsförderung Schweiz Unternehmen, die Ressourcen ihrer Mitarbeitenden zu stärken und Belastungen zu reduzieren.

Weitere Informationen zum Job-Stress-Index: www.job-stress-index.ch


Kontakt

Für weitere Auskünfte oder Fragen steht Ihnen die Medienstelle von Gesundheitsförderung Schweiz per E-Mail medien(at)gesundheitsfoerderung.ch oder unter der Telefonnummer 031 350 04 04 zur Verfügung.

*Begriffe

  • Präsentismus wird verstanden als reduzierte Arbeitsleistung während der Arbeit infolge gesundheitlicher Probleme. Das heisst, dass man zwar am Arbeitsplatz ist, aber aufgrund von gesundheitlichen Einschränkungen nicht die übliche Arbeitsleistung erbringen kann.
  • Absentismus bezeichnet die gesundheitsbedingten Fehlzeiten, also z. B. die Abwesenheit aufgrund von Krankheit.
  • Das Total der gesundheitsbedingten Produktivitätsverluste entspricht der Summe aus Absentismus und Präsentismus, gemessen in Prozenten der Arbeitszeit.

Job-Stress-Index: Längs- und Querschnittsanalyse 2014-2016

Die Job-Stress-Index Befragungen sind repräsentativ für die Schweizer Erwerbsbevölkerung und erfassen Erwerbstätige zwischen 16 und 65 Jahren. Sie werden mit Friendly Work Space Job-Stress-Analysis (ehemals S-Tool) durchgeführt. Die Befragung umfasst eine Trendstudie mit wiederholten Querschnittserhebungen, bei der jedes Jahr andere Personen befragt werden. Zusätzlich wird eine Panel-Längsschnittstudie durchgeführt, bei der dieselben Personen befragt werden.

Die über die Jahre 2014, 2015 und 2016 gesammelten Daten wurden nun erstmals genutzt, um eine Analyse über mehrere Jahre durchzuführen. Dies ermöglicht unter anderem, auf Basis der Vergangenheitsdaten Vorhersagen für künftige Entwicklungen zu machen. .


Gesundheitsförderung Schweiz

Gesundheitsförderung Schweiz ist eine Stiftung, die von Kantonen und Versicherern getragen wird. Mit gesetzlichem Auftrag initiiert, koordiniert und evaluiert sie Massnahmen zur Förderung der Gesundheit (Krankenversicherungsgesetz, Art. 19). Die Stiftung unterliegt der Kontrolle des Bundes. Oberstes Entscheidungsorgan ist der Stiftungsrat. Die Geschäftsstelle besteht aus Büros in Bern und Lausanne. Jede Person in der Schweiz leistet einen monatlichen Beitrag von 40 Rappen zugunsten von Gesundheitsförderung Schweiz, der von den Krankenversicherern eingezogen wird.
www.gesundheitsfoerderung.ch