Bern, 18. August 2017. Im Gegensatz zu Ratgebern, die nur Themen wie Ergonomie, Klima oder Beleuchtung bei der Arbeitsplatzgestaltung einbeziehen, geht Gesundheitsförderung Schweiz einen Schritt weiter. Ihr neuer Leitfaden rückt erstmals die psychische Gesundheit der Mitarbeitenden in den Mittelpunkt, die über ein aufgaben- und prozessorientiertes Bürodesign gefördert wird. Als Baustein eines umfassenden betrieblichen Gesundheitsmanagements wird der Büroraum so zur Ressource für die Stärkung der psychischen Gesundheit und des Wohlbefindens der Beschäftigten.
Die Arbeitswelt ist heute geprägt vom ständigen Tätigkeitswechsel zwischen «kollaborativ/kommunikativ» und «individuell fokussiert». Um dem Nebeneinander von Kommunikation und Konzentration gerecht zu werden, braucht es neue Denkansätze bei der Büroraumgestaltung. Die bisherige Fokussierung auf physisch-ergonomische Aspekte (Ergonomie, Beleuchtung, Klima etc.) reicht nicht mehr aus, um von einem gesundheitsfördernden Arbeitsumfeld zu sprechen.
Das Büro als strategisches Instrument
Die Büroraumumgebung ist ein wichtiges Handlungsfeld in der betrieblichen Gesundheitsförderung, weil sich die Mitarbeitenden dort zu einem Grossteil ihrer Arbeitszeit aufhalten. Büroräume sind für Mitarbeitende auch ein sehr emotionales Thema. Die Arbeitsumgebung ist für die Belegschaft direkt erlebbar und bietet somit eine Chance für Unternehmen, deren Befinden massgeblich positiv zu beeinflussen. Dabei gilt: Es gibt nicht das einzig richtige Büro. Es geht letztlich darum einen Büroraum zu gestalten, der zur Organisation, den Tätigkeiten, Prozessen und der Kultur des Unternehmens passt. Nur so wird der Büroraum zum strategischen Instrument, um Produktivität, Arbeitsengagement, Zufriedenheit und Gesundheit der Beschäftigten sowie deren Identifikation mit dem Unternehmen zu erhöhen.
Gesundheitsförderliche Büroräume zahlen sich für Unternehmen aus:
- Produktivitätssteigerung: Fühlen sich Mitarbeitende gesund und wohl, steigt die Arbeitsmoral und die Leistung stimmt. Extraleistungen fallen leichter und man findet eher innovative Lösungen.
- Weniger Absenzen: Gesunde Mitarbeitende leisten mehr und sind weniger krank, d.h. sie verursachen weniger Kosten durch Absenzen.
- Employer Branding: Attraktive Büros mit tätigkeitsorientierten Arbeitsplätzen sind ein Mittel, um die passenden Mitarbeitenden zu gewinnen und zu binden.
Psychische Gesundheit im Fokus
Mit dem Leitfaden «Gesundheitsförderliche Büroräume und Workplace Change Management» publiziert Gesundheitsförderung Schweiz erstmals einen Ratgeber, der sich bei der Gestaltung von Arbeitsplätzen auf die psychische Gesundheit fokussiert. Speziell die sozial-räumliche Umgebung ist ein wichtiger Faktor für Leistung und Wohlbefinden. «Wir möchten nicht einfach nur Stressoren wie Lärm oder Störungen minimieren, sondern aufzeigen, wie man Ressourcen aufbauen kann», betont Prof. Dr. Thomas Mattig, Direktor von Gesundheitsförderung Schweiz. Dabei geht es um Inhalte wie:
- Kann der Arbeitsplatz frei gewählt werden?
- Werden soziale Kontakte gestärkt?
- Bietet der Büroraum Rückzugsmöglichkeiten für konzentriertes Arbeiten und vertrauliche Gespräche?
- Gibt es Räume zur Erholung, welche man aufsuchen kann, ohne sich beobachtet zu fühlen?
«Einzel- oder Grossraumbüro entscheidet nicht über die Gesundheit der Mitarbeitenden», betont Thomas Mattig. «Die optimale Gestaltung der Räumlichkeiten in Bezug auf Arbeitsaufgaben und -prozesse ist von grösserer Bedeutung. Sie wirkt sich massgeblich auf das Befinden der Mitarbeitenden aus», fährt der Direktor fort. Der Erfolg liegt also darin, dass es verschiedene Orte für verschiedene Tätigkeiten gibt und diese richtig angeordnet sind.
Der Leitfaden – hohes innovatives Potential
Der Leitfaden wurde von Gesundheitsförderung Schweiz in Zusammenarbeit mit der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW) und der Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) sowie mit Witzig The Office Company erarbeitet und von Forschungspartnern aus der Wirtschaft wie Basler Versicherung AG, KPT Krankenkasse AG, Schweizerische Mobiliar Versicherungsgesellschaft AG, SWICA Gesundheitsorganisation und Swisscom getestet. Zudem unterstützte die Kommission für Technologie und Innovation (KTI) das Projekt.
Dabei wurden erstmals alle für die psychische Gesundheit relevanten Einflussfaktoren im Büroraum und der damit zusammenhängenden Veränderungsprozess aufgearbeitet. Der neu publizierte Leitfaden «Gesundheitsförderliche Büroräume und Workplace Change Management» bietet praxisnahe Anregungen für die optimale Gestaltung von Büros.
Eine Übersicht der Einflussfaktoren auf die Zielgrössen psychische Gesundheit und Arbeitsengagement kann Anhang 1 entnommen werden.
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Gesundheitsförderung Schweiz
Gesundheitsförderung Schweiz ist eine Stiftung, die von Kantonen und Versicherern getragen wird. Mit gesetzlichem Auftrag initiiert, koordiniert und evaluiert sie Massnahmen zur Förderung der Gesundheit (Krankenversicherungsgesetz, Art. 19). Die Stiftung unterliegt der Kontrolle des Bundes. Oberstes Entscheidungsorgan ist der Stiftungsrat. Die Geschäftsstelle besteht aus Büros in Bern und Lausanne. Jede Person in der Schweiz leistet einen jährlichen Beitrag von 3.60 Franken zugunsten von Gesundheitsförderung Schweiz, der von den Krankenversicherern eingezogen wird.
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