Bern, 25. April 2019. Gesundheitsförderung Schweiz hat die BMI-Daten von Kindern und Jugendlichen im Schuljahr 2017/18 ausgewertet: In der Unter- und Mittelstufe ist die Anzahl von Kindern und Jugendlichen mit Übergewicht oder Adipositas mit 19.3 % auf einen neuen Tiefstand gesunken. Interessante Erkenntnisse lieferte die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Körpergewicht und Schulort.
Gesundheitsförderung Schweiz hat den Body-Mass-Index (BMI) von 13'916 Kindern und Jugendlichen aus den Städten Basel, Bern und Zürich analysieren lassen. Die Auswertung wurde zum dreizehnten Mal durchgeführt und zeigt auf, dass aktuell 17,3% oder ungefähr jedes sechste Kind übergewichtig oder adipös ist. Adipositas macht dabei knapp ein Viertel (4.1 %) aus.
Auffällig sind die deutlichen Unterschiede der Anteile an übergewichtigen Kindern und Jugendlichen zwischen den Schulstufen. So sind mit 12.4% nur halb so viele Kinder auf Stufe Kindergarten und 1. Klasse übergewichtig wie Jugendliche in der Oberstufe mit 24.8 %. Mit 19.3 % weist die Unter- und Mittelstufe den tiefsten Prozentsatz an übergewichtigen Kindern seit Messbeginn im Schuljahr 2005/06 auf. Dieses Resultat zeigt, dass die Trendwende hin zu einem geringeren Anteil übergewichtiger Kinder nun auch auf der Unter-/Mittelstufe sichtbar wird.
Abbildung: Anteil übergewichtiger und adipöser Kinder auf verschiedenen Schulstufen (Basel, Bern, Zürich zusammen, Schuljahr 2017/18, n=13’916)
Wenn die verschiedenen Untersuchungsjahre zu vier Perioden zusammengefasst werden, zeigt der Langzeitvergleich seit Messbeginn im Schuljahr 2005/06, dass auf Stufe Kindergarten und 1. Klasse sowie Unter- und Mittelstufe ein Abwärtstrend zu beobachten ist. Lediglich auf der Oberstufe kam es zu einem Anstieg, der sich aber über die letzten Jahre immerhin stabilisierte.
Das Engagement der Kantone lohnt sich!
In den letzten zehn Jahren haben sich die Kantone vermehrt mit kantonalen Aktionsprogrammen für ein gesundes Körpergewicht bei Kindern und Jugendlichen engagiert. Diese Programme werden mit Unterstützung von Gesundheitsförderung Schweiz in 21 Kantonen erfolgreich umgesetzt, wie auch eine unabhängige Evaluation der Programme bestätigt. Die Auswertung zeigt auf, dass mit Massnahmen in den Bereichen ausgewogene Ernährung und körperliche Aktivität heute deutlich mehr Kinder und Jugendliche erreicht werden. Weiter zeigt eine Zusammenfassung bestehender Studien, dass sich das Essverhalten bei Kindern und Jugendlichen insgesamt leicht verbessert hat, während das Bewegungsverhalten stabil blieb.
Soziale Durchmischung hat positiven Effekt
Schul- und Wohnort sind bei Kindern und Jugendlichen meist identisch. Im Rahmen des BMI-Monitorings wurden verschiedene Quartiere in den Städten genauer untersucht. Die soziale Zusammensetzung der Bevölkerung unterscheidet sich in den untersuchten Quartieren bezüglich Bildung, Einkommen und Staatsangehörigkeit erheblich. Tendenziell haben Quartiere mit einem durchschnittlich tieferen Bildungsstand einen höheren Anteil an übergewichtigen Kindern und Jugendlichen.
Es lässt sich feststellen, dass eine soziale Durchmischung die sozialen Ungleichheiten innerhalb eines Wohnquartiers abschwächt. So sind etwa in Quartieren, deren Bevölkerung durchschnittlich besser gebildet ist, auch die Kinder von weniger gebildeten Eltern weniger übergewichtig als in Quartieren, wo der Anteil an tieferer Bildung höher ist. Gründe dafür liegen etwa in der Vorbildfunktion von Gleichaltrigen aus anderen Milieus, unterschiedlichen Einkaufsmöglichkeiten in den Quartieren oder auch in der Tatsache, dass gewisse Wohnlagen eher zu regelmässiger Bewegung einladen, die ihrerseits ein Erklärungsfaktor für ein tieferes Körpergewicht sind.
a) Basel (nur Kindergarten und Unterstufe)*
* Die Landgemeinden in Basel verfügen über keine eigene Oberstufe, weshalb zur Vermeidung von Verzerrungen nur der Kindergarten und die Unterstufe berücksichtigt wurden.
b) Bern
c) Zürich
Abbildung: Anteil der übergewichtigen und adipösen Kinder nach Schulkreis in den Städten Basel, Bern und Zürich (Schuljahr 2017/18, n = 12'272)
Raumplanerische Massnahmen gefordert
In Einklang mit dem BMI-Monitoring zeigt eine Studie der Stadt Zürich, dass Kinder aus dem privilegierteren Zürichberg-Quartier häufiger in Parks, Sportanlagen oder auf der Strasse aktiv sind, während sich die Kinder im Letzi-Quartier häufiger in anderen Settings (z. B. bei Freunden zuhause) bewegen. Das Wohnumfeld am Zürichberg scheint somit bewegungsfreundlicher zu sein als dasjenige im urbaneren Letzi-Quartier, da es in stärkerem Masse Aktivitäten ausserhalb der unmittelbaren Wohnumgebung zulässt.
«Das BMI-Monitoring 2017/18 zeigt auf, dass Übergewicht und Adipositas bei Kindern weiter sinken. Damit sich dieser Trend fortsetzt, muss künftig ein Fokus auf die raumplanerische und bauliche Gestaltung in Quartieren und Schulkreisen gelegt werden», erklärt Prof. Dr. Thomas Mattig, Direktor von Gesundheitsförderung Schweiz. Mögliche Massnahmen wären hierbei etwa die Schaffung von Freihaltezonen und neuen Parkanlagen, die Sicherung und attraktive Gestaltung bestehender Grünflächen sowie die Verbesserung von Fuss- und Velowegnetzen.
Weiterführende Informationen
- Das ausführliche Faktenblatt 37 zum BMI-Monitoring.
- Das Faktenblatt 36 zur Evaluation der kantonalen Aktionsprogramme Ernährung und Bewegung 2014 – 2017
Für weitere Auskünfte oder Fragen steht Ihnen die Medienstelle von Gesundheitsförderung Schweiz per E-Mail medien(at)gesundheitsfoerderung.ch oder unter der Telefonnummer 031 350 04 04 zur Verfügung.
Gesundheitsförderung Schweiz
Gesundheitsförderung Schweiz ist eine Stiftung, die von Kantonen und Versicherern getragen wird. Mit gesetzlichem Auftrag initiiert, koordiniert und evaluiert sie Massnahmen zur Förderung der Gesundheit (Krankenversicherungsgesetz, Art. 19). Die Stiftung unterliegt der Kontrolle des Bundes. Oberstes Entscheidungsorgan ist der Stiftungsrat. Die Geschäftsstelle besteht aus Büros in Bern und Lausanne. Jede Person in der Schweiz leistet einen monatlichen Beitrag von 40 Rappen zugunsten von Gesundheitsförderung Schweiz, der von den Krankenversicherern eingezogen wird.